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Montag, 3. Juni 2019

Heiðarbær - Hveravellir

Wer heute schon über die Überschrift stolpert und denkt, da kommt ihm doch ein Ort bekannt vor, dem kann ich nur sagen, nicht aufregen, nur wundern. Wir haben manchmal etwas eigenartige Reiserouten.
Warum wir wieder in Hveravellir gelandet sind, werde ich noch erzählen.

Heute hatten wir zum ersten Mal richtiges Island-Wetter und zwar so, wie wir es uns vor unserer Reise vorgestellt hatten. Es begann mit Schnee und Graupel.
Dann wurde es wieder hell, die Sonne kam raus. 5 Minuten später der nächste Graupelschauer. Ihr könnt es selbst auf den folgenden Bildern am ständig wechselnden Hintergrund sehen.
Wir sind zunächst Richtung Mývatn gefahren, zumal das nur ein paar Kilometer von unserem Campingplatz entfernt lag. Man sagt, Mývatn ist ein must do und deshalb mussten wir halt auch da hin.
Wir hatten schon gestern Abend diskutiert, wie wir weiter fahren sollen, kamen aber zu keinem Ergebnis. Wir haben beschlossen, bis Mývatn zu fahren und dann noch einmal je nach Wetter zu schauen, wie es weiter geht.















Hier ist eine Lavaspalte, die sich bei einem Vulkanausbruch 1975 gebildet hat. In den Löchern, die man auf dem Bild sieht, sind heiße Tümpel drin, die früher sehr beliebt zum Baden waren. Zwischenzeitlich ist das Baden verboten, weil immer wieder sehr heißes Wasser nach fließt und die Gefahr von Verbrennungen besteht.





Die Umgebung des Mývatn ist voll vermarktet. Viele große Hotels und sehr viele Touristen, zumindest heute. Da fuhren wieder etliche große Reisebusse rum.

Hier gibt es ein sehr schönes Natur-Thermalbad, das die "Blaue Lagune" des Nordens genannt wird.
Es ist wirklich toll angelegt. Wir haben allerdings gar nicht geschaut, was der Eintritt kostet. Vermutlich ist es kein Schnäppchen.












Hier am See sind wir eine Weile durch die Kraterlandschaft gewandert. Da waren ein paar hübsche Punker-Entchen, wobei man den Punker erst auf dem nächsten Bild richtig sieht. Sie waren leider zu weit weg, um sie im Großformat aufs Bild zu bekommen.













Der Mývatn und die Umgebung ist wirklich toll aber es hilft halt nichts. Es ist nicht unser Wetter hier im Norden. Wind saukalt, immer um die 0 bis 3 Grad, Graupelschauer, Regen und und und.
Was das Ganze noch schlimmer macht ist die Tatsache, dass das Wetter in großen Teilen von Island derzeit deutlich schöner ist und auch die Wettervorhersage für die nächsten Tage für den Norden nichts Gutes erwarten lässt.

So haben wir also am Mývatn unsere Diskussion von gestern Abend über den weiteren Reiseverlauf wieder aufgenommen und die ging ungefähr so:

M: Was machen wir jetzt?
C: Weiß auch nicht.
M: Du musst das jetzt entscheiden
C: Warum ich?
M: Weil du die Reiseplanung machst und ich nur der Fahrer bin.
C: Immer ich.

-2 Minuten Pause-

M: Dann entscheide ich das jetzt. Wir fahren wieder auf die Südseite und fahren von dort nach Landmannalaugar und dann halt auf der Südseite nach oben in Richtung Fähre.

C: ok, wollt ich eh, hab aber dich mal entscheiden lassen

(Ps.: das hat sie nicht gesagt, vielleicht gedacht. Als aufmerksamer Ehemann nimmt man die Schwingungen aber selbstverständlich auf.)

Zum Hintergrund.

Das hatten wir gestern Abend schon diskutiert. Die F26 nach Landmannalaugar ist derzeit halt nur von Süden her befahrbar und noch nicht durchgehend geöffnet. Das hieß aber, dass wir noch einmal über die 35, die einzig derzeit durchgehend offene Hochlandstraße, die Inselseite wechseln müssen. Wir haben da lange rumgezahnt, aber irgendwann musste ja eine Entscheidung her.

Also sind wir, nachdem wir den Mývatn umrundet hatten, auf die 1 in Richtung Akureyri abgebogen.
Kommt man aus dieser Richtung, sieht man den Goðafoss, wo wir gestern waren, von der Straße aus. Heute war da viel weniger los.
Die Berge Richtung Akureyri waren alle frisch gepudert. Um nicht noch einmal durch den mautpflichtigen Tunnel zu müssen, sind wir die alte 1 drum rum gefahren. Witzig ist, dass das Navi sowohl die neue Trasse als auch die alte Strecke nur als 1 kennt. Tatsächlich ist die alte 1 zwischenzeitlich von Norden aus gesehen zunächst die 84 und wird dann bis Akureyri zur 83. Beschildert ist da im Hinblick auf Tunnelumfahrung absolut nichts, weshalb viele im Mauttunnel landen, obwohl sie ihn eigentlich umfahren wollten. Er soll sich ja schließlich amortisieren.
Viel sparen kann man durch die Umfahrung nicht. Die Strecke ist etliche km länger, so dass man für die Umfahrung auch einiges an Benzin verfährt.

Gegen 12.00 Uhr sind wir in Akureyri angekommen, haben noch einmal vollgetankt, eingekauft und dann ging es gegen 13.00 Uhr weiter auf der 1 Richtung Süden.
Kaum hatten wir Akureyri hinter uns gelassen, kam die Sonne raus und die Temperatur stieg wieder auf bis zu 10 Grad, d.h. sie schwankte so zwischen 6 und 10. Auf jeden deutlich besser, als weiter nördlich.

Kurz darauf kam das für heute spannendste Stück der Reise.

Wir haben geschaut, ob wir nicht eine andere Strecke, als beim letzten Mal in Richtung Hveravellir fahren können, also nicht einfach von der 1 auf die 35 abbiegen.
In der Karte haben wir die 752 entdeckt, die dann später zur 756 wird und die mehr oder weniger parallel zur 35 in Richtung Hveravellir führt.  Die Straße war vor einer Woche noch gesperrt.
Die Straße ist ganz ok, ist halt unheimlich schmal, kurvig und es geht rauf und runter, so dass man nicht über eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30-40  km/h kommt. Dafür ist man absolut alleine unterwegs. Gleich zu Beginn und dann noch einmal nach ca. 20 km kamen geschlossene Kuhgatter, die man öffnen musste. Zwischen dem 1. und dem 2. Gatter waren absolut keine Fahrspuren in der Straße zu sehen. Nach dem 2. Gatter auf der Seite, wo man von der 35 her kommt, sah man, dass ein Fahrzeug gewendet hatte. Vermutlich haben sich da einige nicht getraut, die Gatter zu öffnen und durchzufahren. Ich denke, das ist so in Ordnung, da wir das in vielen Ländern, wo die Straßen über Farmland führen, so hatten. Teilweise musste C. in Südamerika oder Australien 10 bis 20 Gatter am Tag auf- und wieder zumachen.
Nach ca. 40 bis 50 km kommt man dann auf jeden Fall an den Stausee Blöndulón, wo man auf die 35 wechseln kann.

Tückischerweise geht da aber auch noch die 734 in Richtung Hveravellir und die war nun laut Internet auch offen und ist 9 km kürzer.
C. meinte nach einem kurzem Blick in die Karte:
"Da sind aber am Ende 2 Furten."

Kurzes überlegen meinerseits: Die Straße staubt, kein Regen seit Tagen, das muss gehen. Also ab auf die 734.
Man fährt dann, genau wie auf der 35, schön auf die Gletscher zu und die ersten 20/30 km sind auch absolut Top. Und vor allem, wieder keine anderen Autos.


Dann kam mitten in der Pampa der erste breite Fluss und siehe da, eine nagelneue Betonbrücke direkt drüber. Ich hab mir nur gedacht: "So viel zu den Furten!",  aber es sollte dann doch anders kommen.
Ca. 20 km vor Hveravellir wurde die 734 richtig elend. Sandige und steinige Passagen wechselten sich ab und die Steinigen hatten es in sich. Teilweise über mehrere hundert Meter richtig fette Brocken, die so zwischen 20 und 30 cm aus der "Fahrbahn" ragten. Teilweise fuhr man direkt am ausgespülten Rand des Flusses und ab und zu kam auch das Heck etwas quer, wenn so eine Sandpassage mal wieder etwas flott angefahren wurden. Im Prinzip war häufig Schritttempo angesagt, teilweise mit Einschalten der Untersetzung, um langsamer über die fetten Steine zu klettern.

C. wurde immer ruhiger in ihrem Sitz und dass sie sich nicht wohl fühlte sah man daran, dass sie ihre Kamera nur noch krampfhaft fest hielt aber nicht mehr benutzte. Absolut keine Fotos mehr.
Ein Novum!
So haben wir dann auch die erste wirkliche Furt passiert, die nur so 30  Meter breit war, ohne dass es ein Foto davon gibt. Ich habe dann mal vorsichtig angefragt, ob man die Fotografiertätigkeit für den Fall, dass tatsächlich noch eine 2. Furt kommt, wieder aufnehmen könnte, was mit einen undefinierten Gegrummel quittiert wurde.
Und dann kam sie tatsächlich, die 2. Furt, richtig breit mit einer kleinen Zwischeninsel, auf der man zumindest Fahrspuren gesehen hat, an denen man sich orientieren konnte. Wir waren zu diesem Zeitpunkt gerade noch 15 km von Hveravellir entfernt und ich hatte absolut keinen Bock, die Rumpelstrecke wieder 40 km zurück zu fahren. Also durch.
Beim Eintauchen ins Wasser hatte das Unwohlsbarometer von C. auf der Skala von 1 bis 10 mindestens die 8 erreicht, aber sie sagte kein Wort.
Sie hat sogar ein Bild auf der Mittelinsel gemacht,

Blöd war, dass wir, respektive ich, nach der Flussdurchquerung, die gar kein Problem war, keine Ahnung mehr hatten, wo die Straße weiter geht. Nur riesige Flusskiesel, was auf diesem Bild wirklich harmlos aussieht. Tatsächlich machte unser Ogli heftige Hopser, als wir da kreuz und quer drüber gerumpelt sind und gesucht haben, wo es eigentlich weiter geht. Aber nach einigem Suchen haben wir schließlich die "Fahrbahn" gefunden und sind dann ungefähr 5 km vor dem Abzweig nach Hveravellir auf die 35, direkt nach einer Brücke,  eingebogen. Von der 35 aus ist die 734 übrigens nicht ausgeschildert. Als wir auf der 35 waren, wirkte C. schon sichtlich entspannter, wobei das nicht von Dauer war.
Es änderte sich schlagartig, als wir in Hveravellir ankamen und die Wohnkabine aufgeschlossen haben.

-AHHHH- Irgendjemand hat die, während wir da rumgefahren, sind, umlackiert.
Alles weiß gepudert.

Ok, das Problem war schnell lokalisiert. Die von C. als absolut dicht beschriebene Box, in die sie das Mehl gefüllt hatte, hatte wohl auf der Fahrt keine Lust mehr, hat sich auf die Seite gelegt und ihren Inhalt im Auto verteilt.
Eigentlich hat die Box den Inhalt ja nur in der Stauklappe verteilt, aber die ist leider nicht mehldicht.

Wir werden das bei der Rückkehr beim Hersteller bemängeln. :-)
Kann ja nicht sein, dass wegen ein bisschen Mehl aus der Dose die ganze Karre eingesaut ist.

Es war insgesamt ein aufregender Tag. Das Auto ist geputzt, wir haben gegessen, es hat blauen Himmel und nur wenig Wind und keine Graupelschauer.
Morgen werten wir die Wettervorhersage noch einmal aus und suchen uns den besten Tag für Landmannalaugar aus, vermutlich den Donnerstag.

Für Freitag ist dann flächendeckend Mistwetter angesagt, so dass wir den als Fahrtag Richtung Norden nutzen können. Sollte es danach dann tatsächlich dort noch schön werden, können wir die restliche Strecke, die wir im Norden bis jetzt nicht gemacht haben, auch dann noch machen.

1 Kommentar:

  1. Ein spannender Tag mit vielen tollen Bildern. Vor allem die Wolkenformationen und Lichtstimmungen gefallen mir. Dein "Punker-Entchen" auf dem glitzernden Mývatn ist ein Ohrentaucher im Prachtkleid. Toll!
    LG, Silke

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